Medienleistungen in den Augen des Publikums 2023

Wie werden die Inhalte der verschiedenen Anbieter und Plattformen von ihren Nutzerinnen und Nutzern bewertet? Welche spezifischen Leistungsprofile zeichnen die Publikumsurteile? Das steht im Mittelpunkt der Leistungsbewertung der Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation.

Dazu wurde 2022 und 2023 für sechs Medienangebote jeweils fünf Eigenschaften abgefragt. Die Ergebnisse für 2023 finden Sie hier.

Was leisten Medien(angebote)?

Wer heutzutage einen Spielfilm sehen oder Musik hören möchte, hat vielfältige Optionen: Mit dem klassischen, linearen Fernsehprogramm, Mediatheken, Streamingdiensten oder Onlineportalen wie YouTube steht eine breite Palette an Angeboten zur Auswahl.

Die Wahrnehmung verschiedener Medienangebote ist ein wichtiger Faktor bei der Programmauswahl. Je nachdem, welche Leistungen welchen Medienangeboten zugeschrieben werden, wird das eine oder das andere Angebot ausgewählt. In der Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends wurde deshalb erneut nach verschiedenen Leistungsaspekten ausgewählter Medienangebote gefragt. Der Katalog der abgefragten Kriterien wurde gegenüber der Erhebung 2022 noch einmal ergänzt. Aus den Ergebnissen lassen sich Leistungsprofile für die einzelnen Medienangebote aus Sicht der Zuschauerinnen und Zuschauer ableiten.

Klare Profilierung erkennbar: Stärken und Schwächen der Medienangebote aus Publikumssicht

Die größte Bedeutung für die politische Meinungsbildung wird generationenübergreifend beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesehen. Rund zwei Drittel schreiben diese Leistung den Angeboten von ARD und ZDF zu. An zweiter und dritter Stelle folgen -- allerdings mit deutlichem Abstand -- Social Media und Videoportale. Auch die größte Unabhängigkeit von politischen und wirtschaftlichen Interessen wird beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesehen. Dass die Vielfalt der Gesellschaft widergespiegelt wird, sieht mindestens die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer bei jedem der untersuchten Medienangebote als gegeben. Vorne liegen hier Medienangebote, die eine Vielzahl divergenter Contentquellen aufweisen: Social Media und Videoportale (z.B. YouTube). Streamingdienste, die eine aktive Auswahl eines -- häufig kostenpflichtigen -- Programmangebots voraussetzen, treffen am ehesten die persönlichen Vorlieben ihrer Nutzerinnen und Nutzer. Die Werbung bei ARD und ZDF, die eine wichtige Säule der Rundfunkfinanzierung bildet, wird von einer klaren Mehrheit als nicht störend empfunden. Deutlich kritisiert wird dagegen das Werbevolumen privater Rundfunkangebote. 

Die kompletten Ergebnisse zur Leistungsbewertung finden Sie im Beitrag Was Medien(angebote) leisten: Stärken und Schwächen aus Publikumssicht von Angela Rühle.

 

Die ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends erhebt seit 2017 repräsentative Daten zur linearen und digitalen Mediennutzung sowie zur Beurteilung von Medienangeboten.

Einen Überblick über die Entwicklung der Mediennutzung 2023 gibt der Beitrag Mediennutzung im Intermediavergleich - Aktuelle Ergebnisse der ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2023 von Thomas Kupferschmitt und Thorsten Müller. 

Eine kompakte Übersicht zur Entwicklung der Mediennutzung finden Sie in unseren MP-Spotlights: 

Den Überblick über alle MP-Publikationen zur ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2023 finden Sie hier.

Zur Pressemitteilung 

Ö.-r. Rundfunkangebote: Menschen sehen große Bedeutung für die politische Meinungsbildung

Den Angeboten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird die mit Abstand wichtigste Rolle im Meinungsbildungsprozess von allen untersuchten Medienangeboten zugeschrieben. 67 Prozent ihrer Nutzerinnen und Nutzer - und zu den Nutzenden gehört nahezu die gesamte Bevölkerung - finden, dass ARD und ZDF "wichtig für die politische Meinungsbildung" sind. Knapp zwei Drittel sind der Meinung, dass sie die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln. Eine Mehrheit findet dort zudem attraktive Inhalte und bescheinigt dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk frei von wirtschaftlichen oder politischen Interessen zu sein.

Die Werbeausstrahlungen bei ARD und ZDF, die eine wichtige Säule der Rundfunkfinanzierung bilden, werden von einer klaren Mehrheit als nicht störend empfunden. Lediglich Video- und Musik-Streaminganbieter, die allerdings zum Teil abonnementbasiert sind, kommen auf niedrigere Werte.

Private Rundfunkangebote: Unterhaltungswert steht im Vordergrund

In der Untersuchung 2022 hatte sich gezeigt, dass für die Bewertung privater Rundfunkangebote deren Unterhaltungswert ein zentrales Leistungsmerkmal ist. Eine wichtige Bedeutung für die politische Meinungsbildung wird dagegen nur von rund einem Drittel ihrer Nutzerinnen und Nutzer gesehen. Deutlich kritisch wird der Werbeanteil im Programm beurteilt: 84 Prozent aller Befragten finden, dass dort zu viel Werbung ausgestrahlt wird. Junge Menschen stehen den privaten Rundfunkangeboten allerdings insgesamt etwas positiver gegenüber.

Video-Streamingdienste punkten mit konfektionierbarem Angebot

Video-Streamingdienste punkten vor allem mit Angeboten, die die persönlichen Vorlieben der Nutzerinnen und Nutzer treffen. Ihre konfektionierbaren Angebote, die eine aktive Auswahl eines - häufig kostenpflichtigen - Programmangebots voraussetzen, können deshalb als besonders zielgruppengenau gelten. Auch hier steht, wie die Ergebnisse 2022 zeigten, der Unterhaltungswert des Angebots im Mittelpunkt der Leistungszuschreibung. Eine relevante Rolle für die politische Meinungsbildung schreibt ihnen dagegen generationenübergreifend nur eine kleine Minderheit zu.

Musik-Streamingdienste: vielfältiger als Videostreaming

Musik-Streamingdienste werden, ebenso wie Videostreaming, vor allem dafür geschätzt, dass sie die Vorlieben ihrer Nutzerinnen und Nutzer treffen. Auch hier zeigte sich 2022 bereits, dass hier vor allem die Unterhaltungsleistung hervorgehoben wird. Zwischen Video- und Musik-Streamingdiensten zeigen sich zahlreiche Parallelen in der Bewertung, aber auch spezifische Unterschiede. So wird dem Musikstreaming, das auch Podcastangebote umfasst, von mehr Menschen attestiert, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden und - auf niedrigem Niveau - relevant für die politische Meinungsbildung zu sein. 

Videoportale: Vielfalt wird geschätzt

Personen, die Videoportale nutzen, sehen dort in besonderem Maße die Vielfalt der Gesellschaft repräsentiert. Nach Social-Media-Angeboten erreichen sie hier mit 67 Prozent hier die höchsten Zustimmungswerte. Daran zeigt sich, dass auch der Urheber eines Programminhalts für die Beurteilung der gesellschaftlichen Vielfalt relevant sein könnte, da Videoportale eine breite Bandbreite von Themen - vom DIY bis Musikvideo - abdecken und sich aus vielfältigen Contentquellen - unter anderem User-Generated-Content -  speisen. Deutlich kritisch wird dagegen das Werbevolumen der Plattformen gesehen, dass knapp drei Viertel der Nutzerinnen und Nutzer als zu umfangreich kritisieren.

Social Media: große Vielfalt aber wenig Glaubwürdigkeit

Im Hinblick auf die Vielfalt der angebotenen Inhalte erzielen Social-Media-Angebote einen Spitzenwert. 70 Prozent ihrer Nutzerinnen und Nutzer schreiben ihnen zu, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden. Wie bei den Videoportalen spielt es auch hier eine Rolle, dass neben einer großen Bandbreite an thematischen Inhalten eine Vielzahl divergenter Contentquellen dort zu finden sind.

Neben dem öffentlich-rechtlichem Rundfunk wird Social-Media-Angeboten zudem die größte Bedeutung für die politische Meinungsbildung zugeschrieben. 41 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer sehen dieses Kriterium erfüllt, womit allerdings ein deutlicher Abstand zur Bedeutung von ARD und ZDF in diesem Bereich dokumentiert wird (67 %). Dass diese Zuschreibung nicht unbedingt mit einer hohen Qualitätserwartung an Soziale Medien einhergeht, zeigen die Ergebnisse aus dem Jahr 2022: Sozialen Medien wird nur von einer Minderheit ihrer Nutzer und Nutzerinnen Glaubwürdigkeit (36 %) und eine kompetente Machart (43 %) zugeschrieben, auch bei jungen Menschen.