MP 8/2023: Medienvertrauen nach Pandemie und „Zeitenwende“

Tanjev Schultz/Marc Ziegele/Nikolaus Jackob/Christina Viehmann/Oliver Quiring/Christian Schemer/Daniel Stegmann/Nayla Fawzi/Ilka Jakobs

Medienvertrauen nach Pandemie und „Zeitenwende“

Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen 2022

Kurz und Knapp

  • 2022 ist das Medienvertrauen zurückgegangen, liegt aber nach wie vor auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie.
  • Die Berichterstattung über den Ukraine-Krieg führte bisher zu keinem vergleichbaren Anstieg im Medienvertrauen wie nach dem Ausbruch der Pandemie.
  • Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat das höchste Vertrauen aller Gattungen, verzeichnet aber niedrigere Zustimmung als zuletzt.
  • Der Anteil an Menschen, die extrem kritisch auf die Medien blicken, ist leicht gestiegen.

Medienvertrauen 2022 leicht gesunken

Waren die letzten Jahre noch durch die Corona-Pandemie geprägt, änderte sich dies mit ihrem Abklingen Ende 2022. Andere Themen gewannen an Brisanz und rückten stärker in den Fokus – vor allem der Krieg in der Ukraine. Die dadurch veränderte öffentliche Agenda prägte auch die mediale Berichterstattung.

In der achten Befragungswelle der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen wird nachgewiesen, dass das Gesamtvertrauen der Deutschen in die Medien Ende 2022 leicht gesunken ist auf 49 Prozent, aber trotzdem insgesamt auf einem etwas höheren Niveau als vor Beginn der Corona-Pandemie liegt. Zugleich erreichte das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit 62 Prozent erneut den höchsten Wert bei der Vertrauenswürdigkeit der Mediengattungen – jedoch auf niedrigerem Niveau als in den Vorjahren. Informationsangeboten privater Fernsehsender vertrauen nur 21 Prozent. Lokal- und Regionalzeitungen sowie überregionalen Zeitungen liegen dagegen mit ihren Werten nur geringfügig hinter dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Informationsangebote im Internet halten nur wenige Menschen für vertrauenswürdig. Einen deutlichen Vertrauensverlust verzeichnen alternative Nachrichtenseiten.

 

Auch die Medienberichterstattung über Corona wird nach der Pandemie kritischer beurteilt als während der Pandemie. Der Ukraine-Krieg hatte (bisher), mit Blick auf die Berichterstattung der Medien, nicht denselben vertrauenssteigernden Effekt, wie seinerzeit der Ausbruch der Pandemie.

Debatte über Reformbedarf des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Die Mehrheit der Bevölkerung hält die öffentlich-rechtlichen Informationsangebote für wichtig, ein relevanter Bevölkerungsanteil sieht aber Defizite in den Strukturen und einen Reformbedarf. Berichte über Missstände, unter anderem beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), haben die Debatten über Reformen befeuert.

Öffentlich-Rechtliche haben Rückhalt in der Gesellschaft

Trotz aller Kritik besteht bei einer Mehrheit Rückhalt im Grundsatz. 72 Prozent finden die Informationsangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wichtig. Für 62 Prozent leistet der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen wichtigen Beitrag zur Demokratie und 54 Prozent waren mit den Informationsangeboten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zufrieden.

Der Anteil an Menschen, die extrem kritisch bis feindselig auf die etablierten Medien blicken ist dagegen leicht gestiegen.



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