Heft 3

Christoph Neuberger

Massenmedien im Internet 1999

Angebote, Strategien, neue Informationsmärkte

Trotz zahlreicher Onlineangebote von Presse- und Rundfunkunter- nehmen trägt das Internet bisher kaum zur Erweiterung der publizistischen Vielfalt bei. Zum einen gehen viele Offerten nicht über Public Relations- und Serviceangebote hinaus, zum anderen verfügen auch aktuell-informierende Angebote kaum über exklusive Beiträge, sondern verwerten Inhalte mehrfach. Dennoch handelt es sich beim Internet nicht um eine bloße Kopie der bisherigen Medienlandschaft, vielmehr kommt es durch Crossmedia- Strategien zu einer engeren Verknüpfung zwischen Muttermedien und Internet sowie zu einer funktionalen Erweiterung und zu Kooperationen mit anderen Onlineanbietern.

Inzwischen sind fast alle Tageszeitungen im Internet vertreten, wobei der Schwerpunkt wie bei den Printtiteln auf der Lokalberichterstattung liegt. Auch die meisten Wochen- und Sonntagszeitungen sind online, aber nur wenige Angebote werden häufiger aktualisiert als die Printausgaben. Einige Publikums- zeitschriften bieten im Netz Leseproben aus der Druckversion, während in fast zwei Dritteln der Fälle keine journalistischen Inhalte anzutreffen sind. Das stärkste Kontingent im Internet stellen Programm- und Frauenzeitschriften, Illustrierte und politische Zeitschriften. Ebenfalls starke Onlinepräsenz zeigen Fernseh- und Hörfunksender, die teilweise Liveprogramme über das Internet verbreiten. Journalistische Nur-Onlineangebote bieten mehrheitlich Wirtschafts- und universelle Nachrichten. Das insgesamt zurückhaltende journalistische Engagement ist darauf zurückzuführen, dass die Internetauftritte bisher nicht refinanzierbar sind.

Medien, die mit spezialisierten Anbietern im Internet kooperieren, riskieren, dass der Journalismus ökonomischen Zielen untergeordnet wird. Darüber hinaus gefährden fehlende Trennungsnormen zwischen Journalismus und Werbung bzw. E-Commerce die Glaubwürdigkeit. Im Internet entstehen neue Informationsmärkte mit Anbietern aus medienfremden Herkunftsbereichen, so dass der Journalismus, wie zum Beispiel im Bereich Sport, partiell seine Funktion als Vermittler verliert.

MP 3/2000, S. 102-109



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